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AutorenbildKatja Rösener

Starke Frauen wie Michelle Obama oder warum ich diesen Blog schreibe

Aktualisiert: 6. Okt. 2020

Ich habe Becoming von Michelle Obama zu Weihnachten von meiner Ma geschenkt bekommen und es innerhalb weniger Tage durchgelesen (543 Seiten!). Ich war so gefesselt - meine Family kann euch davon berichten, sie haben mich in jeder freien Minute hinter diesem Buch gefunden. Michelle Obamas Geschichte hat mich sehr beeindruckt - nicht weil sie die Ehefrau des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten war, sondern weil sie es als afroamerikanische Frau aus ärmeren Verhältnissen in einer weißen, von Männern und Geld dominierten Welt geschafft hat, erfolgreich ihren Platz zu beanspruchen. Und zwar aus eigener Kraft. Sie hat ihren Abschluss an der Elite-Uni Princeton gemacht und hat klug und ehrgeizig als Anwältin Karriere gemacht. In den ersten Jahren ihrer Ehe kämpfte sie damit ihr Berufs- und Familienleben mit der sich schnell entwickelnden Karriere ihres Mannes zu vereinbaren. Sie jonglierte ihre Zeit zwischen Arbeit und Familie und hatte dabei ähnliche Herausforderungen wie wir ganz normalen Frauen auch: Während sie um intellektuelle Erfüllung im Berufsleben suchte, wollte sie im Privaten eine gute Mutter und Ehefrau sein.


Einige Sätze aus dem Buch, die mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind, möchte ich mit euch teilen:


1. Du musst doppelt so gut sein, um nur halb soweit zu kommen.

Obama bezieht diese Tatsache auf ihre Herkunft, ihre Hautfarbe und ihre Weiblichkeit und fragt sich in ihrem Leben sehr oft Bin ich gut genug? Diese Frage hat stets ihren Ehrgeiz angetrieben, denn sie wollte beweisen, dass sie aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe und der Tatsache, dass sie eine Frau ist, genauso fähig ist wie andere. Es dauert viele Jahre und einige Lektionen in ihrem Leben bevor sie sich selbst diese Frage mit ja beantworten konnte.


Mit der Einstellung "Mir gehört die Welt und ich kann werden, was immer ich will" startete ich ins Berufsleben und als Frau trifft dieser Satz auch auf mich zu: Du musst doppelt so gut sein, um nur halb soweit zu kommen. Dass mir aufgrund des Geschlechts bestimmte Fähigkeiten aberkannt wurden, führte bei mir zu großer Ernüchterung im Arbeitsleben. Ich mag Wettkämpfe, mich mit anderen zu messen, im Gegenteil - möge der Bessere gewinnen! Aber was, wenn die Arena für Mädchen gesperrt ist? - Dann rennst du, außerhalb des Spielfeldes, so schnell du kannst und springst so hoch du kannst, und zeigst allen, dass du gut genug bist, um in der Arena mitspielen zu dürfen. Solange bis sie dich sehen hinter dem Zaun und dir vielleicht eine Chance geben durch die Tür zu treten.


2. Das Leben ist zu kurz um Zeit zu verschwenden.

Im Buch beschreibt Obama den Verlust ihres Vaters und ihrer Studienfreundin aufgrund schwerer Krankheiten. Der Tod hat ihr bewusst gemacht, dass sie sich mehr Freude und mehr Sinn im Leben wünschte. Ich habe auch eine Arbeitskollegin und Freundin verloren. Wir haben viele Jahre täglich miteinander gearbeitet, sind gemeinsam in den Urlaub gefahren, haben unsere Hochzeiten erlebt und zur gleichen Zeit Kinder bekommen. Und dann bekam sie Krebs.


Sterblichkeit zu spüren, verändert einen, verändert den Blick auf das eigene Leben. Ich bin dankbar für das was ich bisher in meinem Leben erreicht habe und für die Menschen um mich, mit denen ich das Erreichte teilen darf. Ich möchte die Zeit, die ich habe, sinnvoll verbringen mit Menschen und Dingen, die mich persönlich bereichern, die mich inspirieren, die meine Interessen und Werte spiegeln. Das betrifft auch mein Berufsleben. Ich möchte nicht nur arbeiten um Geld zu verdienen und meinen persönlichen Lifestyle zu finanzieren. Ich möchte nicht nur auf den Urlaub oder die Rente hinarbeiten, um mir dann ein schönes Leben zu gönnen. Das schöne Leben soll Hier und Jetzt stattfinden, ich warte nicht mehr auf später.


3. Die richtige Karriere findet man nicht auf dem Stellenmarkt.

Obama geht den klassischen Karriereweg und ist nach dem Berufseinstieg als Anwältin in einer Kanzlei sehr erfolgreich. Sie verdient gut, genießt ihren Erfolg, aber zahlt auch die Schulden ihres Studiums zurück. Im Laufe der Zeit merkt sie, dass sie der gewählte Beruf nicht glücklich macht. Sie wünschte sich eine grundlegende Veränderung: "Ich hasste es Anwältin zu sein. Ich passte nicht in diesen Job. Während ich ihn ausübte, fühlte ich mich leer, obwohl ich ziemlich gut darin war. Ich empfand es als beunruhigend, das zuzugeben, wenn man bedachte, wie hart ich dafür gearbeitet und wieviel ich investiert hatte. In meinem blinden Bemühen mich selbst zu übertreffen, und getrieben von dem Wunsch es perfekt zu machen, hatte ich die Zeichen übersehen und den falschen Weg eingeschlagen." Sie hatte den Wunsch etwas Sinnvolles in ihrem (Arbeits-)Leben zu tun zum Wohle anderer Menschen.


Ein ehemaliger PR-Kollege von mir sagte oft zu jedem der mal wieder mit pressing deadlines das Büro verrückt machte, "Wir operieren nicht am offenen Herzen. Wenn du das heute nicht rausschickst, wird niemand sterben." (An dieser Stelle liebe Grüße an Markus Schlichenmeier, dessen Sprüche mich bis heute erheitern). Wir Kommunikationsmenschen neigen dazu, uns und unsere Themen (oder die unserer Kunden) mehr als wichtig zu nehmen. Das rührt daher, weil es unser Job ist andere Menschen, zum Beispiel Journalisten, davon zu überzeugen, dass es aktuell nichts wichtigeres gibt als genau unser Thema. Da muss man schon eine starke Persönlichkeit mit innerem moralischem Kompass sein, um neben all den besonders wichtigen Themen den Blick nicht zu verlieren für das was im Leben wirklich zählt (Achtung Ironie!). Auch ich bin an einem Punkt in meinem Leben, wo Gewinnmaximierung keine Priorität hat. Ich möchte etwas mit gesellschaftlichem Nutzen tun und habe festgestellt, es erfüllt mich, wenn ich andere Menschen unterstützen kann ihren eigenen beruflichen Weg zu gehen und wenn meine Fähigkeiten dazu beitragen können, dass sie ihre eigenen Talente und Qualitäten erkennen und diese auch im beruflichen Alltag erfolgreich einbringen. Deshalb schreibe ich diesen Blog.


Obama gab ihre Anwaltskarriere auf, um sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Sie nahm eine Stelle in der Stadtverwaltung in Chicago an für die Hälfte des Gehalts, das sie bisher verdiente.


4. Wer die eigene Rolle nicht selbst definiert, bekommt schnell eine falsche zugeschrieben.

Dieser Satz aus dem Buch bezieht sich auf Obamas Rolle als First Lady. Die Ehefrau des Präsidenten ist ja kein Beruf oder offizielles Amt, sondern hat eher eine repräsentative Funktionen: immer ein Lächeln auf den Lippen, für Fotos posieren, den Präsidenten zu Staatsbanketts begleiten, sich mit den Ehefrauen anderer Staatsoberhäupter verbinden, offizielle Grußkarten versenden, sich für ein bis zwei wohltätige Projekte einsetzen, etc.


Obama hatte aufgrund einiger Patzer eine harte Zeit im Wahlkampf ihres Mannes in Folge dessen sie in der Öffentlichkeit als leicht reizbar oder gar ungeeignet als First Lady galt. Daraus hatte sie vor allem eins gelernt: Jede Leerstelle wird schnell durch Vorurteile gefüllt. Um von Anfang an gut auf ihre neue Rolle vorbereitet zu sein, arbeitete sie noch vor dem Einzug ins Weiße Haus eine Strategie aus, wer die zukünftige First Lady sein würde und stellte ein zuverlässiges Team zusammen, das ihr bei der Umsetzung zur Seite stand.


Heute verbindet die Öffentlichkeit mit Michelle Obama eine Frau, die sich erstens für Familien von Militätangehörigen einsetzt (ihnen Gehör verschafft sowie Mittel und Wege zu ihrer Unterstützung findet) und zweitens eine Frau, die sich mit einem DIY-Garten im Weißen Haus für die Verbesserung der Gesundheit und Ernährung von Kindern stark macht.


Also, welche Rolle definiert ihr für euch? Und was tut ihr damit euch auch andere so sehen? Oder wurden euch auch schon mal falsche Attribute zugesprochen? Lasst mich gerne per Email oder in den Kommentaren wissen, welche Erfahrungen ihr habt, denn mich beschäftigt eine Frage gerade sehr, wer bin ich und wer möchte ich werden?


Eure Katja

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